Öl! by Sinclair Upton

Öl! by Sinclair Upton

Autor:Sinclair, Upton [Upton, Sinclair,]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Manesse Verlag
veröffentlicht: 2013-01-28T23:00:00+00:00


11

Auch mit Henrietta Ashleigh musste Bunny ein Gespräch führen. Es verlief nicht so unangenehm, wie er befürchtet hatte, denn sie verbarg ihren Schmerz unter einem Mantel von Würde. «Es tut mir leid, Arnold, aber allmählich hege ich die Befürchtung, dass irgendetwas in dir diese vulgäre, traurige Berühmtheit genießt.»

Bunny versuchte diesen Tadel demütig hinzunehmen, doch es gelang ihm nicht; irgendwie langweilten ihn Henriettas Ansichten; und wer sich langweilt, vermag ein Mädchen nicht mehr in romantischem Licht zu sehen.

Und dann die Familie! Allen voran Tante Emma, entsetzt, verweint und völlig durcheinander. Bunny hatte den Preis nicht bekommen! Irgendwie hatte sich in Tante Emmas Kopf die fixe Idee festgesetzt, dass es einen Preis gab und Bunny ihn bekommen hätte, wenn die Roten nicht gewesen wären. Bis in die eigenen vier Wände drang der bedrohliche Schrecken der bolschewistischen Agenten! Tante Emma hatte von ihren Klubfreundinnen haarsträubende Geschichten über Hochschullehrer gehört, wäre aber nicht im Traum darauf gekommen, dass diese Abgesandten des Teufels ihren lieben Neffen verführen könnten! «Pass nur auf, Tantchen», sagte der Neffe. «Vielleicht bist du die nächste!»

Und dann Bertie. Bertie war richtig wütend. Eigentlich war sie zu einer Party bei den äußerst schicken Atherton-Stewarts eingeladen, aber jetzt schämte sie sich, unter ehrenwerte Leute zu gehen. So war es immer; kaum hatte sie einen gesellschaftlichen Triumph errungen, kam Bunny daher und machte Stunk. Es war das Abscheulichste, was hatte passieren können, und das bewies, dass er von Natur aus einen Hang zur Gemeinheit hatte. Bertie und Bunny liebten sich sehr und warfen einander mit wahrhaft brüderlicher und schwesterlicher Offenheit die übelsten Schimpfnamen an den Kopf.

Schließlich noch Dad. Der war wirklich ein prima Kerl. Er sagte kein Wort und stellte keine Fragen, und als Bunny zu einer Erklärung ansetzte, sagte er: «Schon gut, mein Sohn, ich weiß genau, was passiert ist.» Und das stimmte, er kannte Paul und Harry Seager, er hatte im Kopf seines Jungen gesteckt. Und er kannte den tragischen Grundsatz des Lebens, dass jede Generation ihre eigenen Fehler machen muss.

Der Tumult legte sich erstaunlich rasch. Nach ein paar Tagen zogen die Kommilitonen Bunny schon damit auf; das Ganze war nur ein Scherz. Es hatte nur eine einzige ernsthafte Konsequenz. Mr Daniel Webster Irving erhielt einen Brief, in dem Präsident Cowper ihm höflicherweise schon im Voraus mitteilte, dass sein Vertrag mit der Southern Pacific University im nächsten Jahr nicht erneuert werde. Der Dozent zeigte Bunny das Schreiben mit einem dürren Lächeln, und Bunny wurde wütend und wollte den ehrwürdigen Doktor ein zweites Mal erpressen. Aber Mr Irving riet ihm, sich das aus dem Kopf zu schlagen, es gebe zu viele Möglichkeiten, einem unerwünschten Lehrer das Leben schwer zu machen. Er werde seine Zeugnisse bei den Stellenvermittlungsbüros einreichen, eine Menge Briefe schreiben und zu neuen Ufern aufbrechen. «Vorausgesetzt, ich bekomme etwas. Sie sind ziemlich straff organisiert, und vielleicht stelle ich fest, dass ich für immer auf der schwarzen Liste stehe.»

«Was meinen Sie, Mr Irving, wie haben die Sie aufgespürt?»

«Es musste so kommen», erwiderte der andere. «Sie haben zu viele Spione.»

«Aber wir waren so vorsichtig! Wir haben nie Ihren Namen erwähnt, außer in unserer kleinen Gruppe.



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